MITTEN IM HERBST


Wenn der Glanz von schönen Sommertagen vergilbte, war das ein untrügliches Zeichen, dass der Herbst ins Land und in die Seele waberte. Fischte man dann auch noch den Trakl aus dem Buchregal, war man ganz schnell im Herbst angekommen. Melancholisch beschleunigt sozusagen. Das heitere Lebensgefühl wurde von der Herbsttristesse abrupt erstickt. Der Schmerzpegel erhöhte sich stetig. Die Leiden des jungen Werthers waren gegen die eigenen bestenfalls eine emotionale Blähung.

Die Zeit der Ernte und der Reife wies eine traurige Bilanz aus. Man hatte nichts geerntet, nicht einmal ein ignorantes Wimperzucken von der kleinen Schlampe, in die man sich schon beim ersten Anblick im Schwimmbad unsterblich verliebt hatte. Und wenn etwas gereift war, dann die Erkenntnis: Alles ist sinnlos. Das konnte einem schon das eine oder andere Mal die Tränen in die Augen treiben...

Heute ist der Herbst nur eine Jahreszeit, in der ich mich wärmer anziehe (und gelegentlich vom Frühling träume).




kja - 2012/11/22 15:58

i like *waberte*, i like deine schreiberei

stadtcowboy - 2012/11/22 20:43

Danke.


 

home     about     archive








kostenlose counter